Eines der phantastischen Dinge daran, in Japan zu leben, ist nahezu unbegrenzten Zugang zu all jenen wundervoll japanischen Köstlichkeiten zu besitzen. Japanische Küche ist weder mit groß Kochen noch mit Essen gehen verbunden, man kann einfach in den nächstgelegenen Supermarkt gehen und sich ihrer Alltäglichkeit hingeben. Dabei fiel mir auf, dass meine Lieblingsgetränke im Grunde alle grün sind – oder zumindest einen Bezug zu dieser Farbe haben. Mein erster Einblick in mein Leben hier soll sich also der Farbe Grün in flüssiger Form sowie ebenfalls grüner Leckereinen widmen, die man dazu schnabulieren kann.

Iyamon Green Tea

Natürlich liegt es nahe, mit dem grünen Tee zu beginnen, für den Japan so berühmt ist. Da ich die Inhalte meiner Beiträge eigentlich nie nach ihrer Berühmtheit sondern meinem Interesse wähle, reicht mir dies als Grund aber nicht aus. Grüner Tee als Eistee (ungesüßt wohl bemerkt) ist quasi mein Lebenselexier in diesem Land, in dem es immer noch so schwülwarm ist, dass man eigentlich pausenlos mit einem feinen Schweißfilm benetzt ist. Und NICHTS hilft da besser, seinen Flüssigkeitspegel mit jenem genau genommen nicht wirklich grünen Getränk zu halten, das man überall in den Läden und Getränkeautomaten erstehen kann. Hier abgebildet sind verschiedene Flaschengrößen von normalen Iyemon Cha / 伊右衛門茶 von Santory, dessen Bambusform übrigens als Designklassiker gilt, der auch auf der Ausstellung über Japanisches Produktdesign in Frankfurt zu sehen war. Der Tee anderer Firmen ist übrigens ebenso lecker, wenn einem der etwas herbe Geschmack zusagt, den ich ja als besonders erfrischend empfinde.

Iyamon Genmaicha

Auf Japanisch heißt grüner Tee übrigens einfach nur O-Cha / お茶, also „Tee“, schwarzer Tee hingegen ist Kōcha / 紅茶, also „roter Tee“. Und Braun heißt hier ganz einfach Cha-iro / 茶色 / Teefarbe, aber genug der Farbenlehre. Kommen wir zurück zum GRÜNEN Tee (ich kategorisiere ihn meiner Sprachprägung weiterhin als solchen), den man durchaus auch selbst kochen kann. Ich greife ja da gerne auf Genmai-cha / 玄米茶 zurück, der neben Grünteeblättern auch geröstete Reiskörner enthält, die ein kräftigeres, röstiges Aroma verleihen. Zuhause trinke ich ihn heiß, lasse ihn aber auch gerne abkühlen.

Wasabi and Sushi

Sehr gut zum Tee schmeckt natürlich Sushi, das neben Reis und rohem Fisch ja mit Wasabi (grüner, japanischer Merrettich) hergestellt wird, den man zwischen die ersten zwei Hauptzutaten streicht. Wasabi wird hier übrigens nicht automatisch hinzu gereicht, im Sushirestaurant kann man es aber entweder vom Band nehmen oder beim Koch erfragen und dann je nach Geschmack unter die Sojasoße mischen. Ich mag das ja, wie den eingelegten Ingwer, sehr gerne.

Wasabi Senbei and Curcumber Pickles

Wasabi ist aber auch Zutaten in anderen Lebensmitteln, wie diesen Reiskräckern, und wem das nicht an grüner Farbe reicht, kann eingelegtes Gemüse (jap. 漬物 / Tsukemono) wie zum Beispiel diese Gurken dazu essen, das ich ebenfalls sehr, sehr gerne genieße.

Ume-shu Soda and Edamame

Über meine Vorliebe für Ume-shu muss ich an dieser Stelle nicht mehr viele Worte verlieren, habe ich diesem Göttergetränk doch bereits einen ganzen Artikel gewidmet. [Nachtrag: Artikel nicht mehr verfügbar.] Ich trinke ihn weiterhin sehr gerne mit Kohlensäure versetzt, nur das man ihn hier gleich so erstehen kann. Wenn nicht zum Abendessen, kann man dazu ganz wunderbar ein paar Edamame, grüne Sojabohnen, knabbern. Ein wunderbarer Snack, der heiß, bei hohen Temperaturen aber auch sehr gerne kalt (und auch mit Eis gekühlt) genossen wird und leicht hergestellt ist. Edamame mit Salz kochen, Wasser abgießen, mit Salz bestreuen, fertig. Lecker!

Ume Yoroshi and Ebi-Mayo-Onigiri

Wer den Geschmack der Ume auf der Zunge schmecken will, es aber für Alkohol noch zu früh oder zu wochentags empfindet, dem kann ich Ume-Wasser wie Ume-yoroshi / 梅よろし der Firma DyDo wärmstens emfehlen. Sehr erfrischend und eben mit Ume, mehr brauche ich dazu gar nicht sagen. Außer vielleicht, dass O-nigiri, das beste Essen für auf die Hand, das es überhaupt gibt (finde ich), unglaublich gut dazu passen. Meine neue Entdeckung ist dabei die Geschmacksrichtung Ebimayo / えびマヨ (Garnelen mit Mayonnaise). Farblich gesehen sind Ume-shu und Ume-Wasser wohl wieder etwas geschummelt, aber die Ume werden grün verarbeitet, also funktioniert es dennoch. Und O-nigiri gibt es auch mit grüner Füllung, die sagt mir aber in der Regel nicht so zu, mit dem grün-schwarzen Nori (Blätter aus Algen) um den Reis kann ich hier ja aber auch auf meine momentane Lieblingssorte zurück greifen.

Melon Soda and Sakura Mochi

Um nun alle Stimmen, die sich gegen meine Klassifizierung (vermeintlich) grüner Getränke auflehnen, erstummen zu lassen, präsentiere ich nun, was die Lebensmittelfarben- und Chemiegeschmacksrichtungsindustrie zu bieten hat: Getränke mit ›Melonen‹-Aroma. Mir ist zwar noch keine Melone untergekommen, die so riechen und schmecken würde (und das ist definitiv gut so), aber wenn ich Lust auf Limonade habe, ist Melon-Soda / メロンソーダ (Meron-Sōda – bitte nicht wundern, „L“ wird wie „R“ in Katakana transkribiert) oder Melon-Cream-Soda / メロンクリームソーダ (Meron-Kurīmu-Sōda) meine erste Wahl. Noch neongrüner, komischer, mich aber nicht ganz so überzeugend ist Melon-Cola / メロンコーラ (Meron-Kōra), das vom Geschmack her nicht wirklich viel mit Cola gemein hat, aber auch Koffein enthält. Mal vom grünen Sakura-Blatt abgesehen, bilden die Sakura-mochi (eine traditionelle Süßigkeit aus süßem Klebreis) mit ihrer Azuki-Bohnenfüllung dazu einen farblichen Kontrast und eine wunderbare kulinarische Ergänzung.

Matcha Milk and Matcha Sweets

Wenn es aber um grüne Getränke und Leckereien geht, gibt es eine absolut unübertroffene Kostbarkeit japanischer Genüsse: Matcha!!! Oh holdes Ambrosia, vergötterter Verführer meines Gaumens! Ich LIEBE Matcha / 抹茶 (geriebenes Teepulver) in allen Varianten. Mittlerweile nehme ich gerne auch jede Gelegenheit wahr, traditionellen japanischen Tee aus Matcha zu trinken, die sich mir bietet. Der Tee wird unter anderem in der traditionellen Teezeremonie zubereitet und ist sehr bitter. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig und wird von Deutschen ob seines durch das Schlagen des Teepulvers entstandenen Schaums gerne auch mal als ›Entengrützentee‹ bezeichnet. Noch lieber aber mag ich Matcha gesüßt – ich kann im Grunde keiner Matcha-Süßigkeit widerstehen.

Starbucks Matcha Milk

In flüssiger Form eine wahre Freude als Matcha Latte / 抹茶ラテ (auch Matcha Milk / 抹茶ミルク oder Matcha O-lait / 抹茶オレ), die man fertig kaufen oder zuhause selbst anrühren kann – heiß und kalt ein Genuß – oder des von mir hoch gepriesenen Matcha Cream Frappechino / 抹茶クリームフラペチーノ bei Starbucks, von dem ich euch ein Bild aufgrund nicht genügender Qualität vorerst schuldig bleibe.

Matcha Sweets

Und was würde dazu besser passen als eine jener so wundervollen Verlockungen, die einem hier in manigfaltigen Variationen mit Matcha dargeboten werden. Ich bin im grünen Himmel!!!

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first published at www.futurefire.de on 2011.09.22