Bahnfahren in Tōkyō ist immer so eine Sache. Gehen wir mal davon aus man ist das Berliner Schienen-Nahverkehrsnetz gewöhnt. Dort hat man es ja erstmal auch mit verschiedenen Bahngesellschaften und verschiedenen Verkehrssystemen zu tun. Da wäre zum einen die BVG mit der U-Bahn und dann die Deutsche Bahn mit der S-Bahn und den Regionalzügen.

Wenn ich mich in Berlin mit dem Zug bewege, muss ich nur wissen, in welchen der drei Tarifzonen ich fahren möchte und kaufe dementsprechend eine Fahrkarte mit der ich dann innerhalb der gewählten Bereiche jedes öffentliche Verkehrsmittel nutzen darf. Und wenn ich mir das Streckennetz anschauen will, finde ich in allen Bahnhöfen für U- und S-Bahn den gleichen Plan.

Berlin ist, würde ich mal so sagen, ein komplexes System, das aber relativ simpel zu verstehen ist. Fahre ich dann aber als Großstadtnahverkehrszug-Erfahrene nach Tōkyō, ist das Ganze schon gar nicht mehr so einfach. Vor allem, wenn man Tourist ist und nur normale Fahrkarten zieht.

Gehen wir weiterhin davon aus, dass ich mich relativ schnell daran gewöhnen kann, dass der Fahrpreis hier nicht entsprechend nach zwei bis drei Bereichen berechnet wird, sondern (wie z.B. in Hamburg) anhand des Abstandes zwischen Start- und Zielbahnhof, (interessanter Weise fällt mir gerade auf, dass mir das Tarifsystem in Tōkyō gewohnter zu sein scheint, als das in Hamburg, wo mein Vater wohnt), dann stoße ich gleich auf das nächste Problem: Anders als in dem mir bekannten System, kann ich mit meinem Ticket hier nämlich nicht problemlos von Zügen der Bahngesellschaft A in die der Bahngesellschaft B umsteigen.

Und das passiert in der japanischen Hauptstadt eigentlich ziemlich oft. Allein in der Station Shinjuku (dem meist benutzen Bahnhof der Welt) treffen Linien der beiden U-Bahngesellschaften Tōkyō Metro und Toei U-Bahn mit S-Bahn- und Regionalzügen von gleich drei Unternehmen (JR East, Odakyū und Keiō) aufeinander.

Wenn ich das alles dann endlich durchblicke, stehe ich gleich vor der nächsten Hürde. Es ist doch erstaunlich wie schwer es dann noch sein kann, einen Plan zu finden, mit dem man sich dann gut orientieren kann. Ich laufe meistens mit mindestens zwei Karten durch die Gegend und schlage zusätzlich im Reiseführer nach, welche Stationen welcher Betreiber denn nun beieinander liegen.

Und genau hier verspricht ein koreanisches Design-Büro Abhilfe. Das Gestalter-Duo Zero per Zero fasste für die Städte Tōkyō, Seoul, New York, Osaka, Barcelona und Hokkaidō die Linien aller Bahnbetreiber in je einer Karte zusammen, die darüber hinaus ein typisches Merkmal der Stadt hervorheben. So ist das U-Bahnnetz von New York City zum Beispiel basierend auf dem allseits bekannten ›I ♡ NY‹ in ein Herz gefasst.

In der Mitte der ›Tokyo Universe Railway System‹ Karte liegt der Garten des Kaiserpalasts. Hier wohnt der Tennō (japanischer Kaiser) – früher göttlichen Ursprungs und bis heute der oberster Priester des Shintoismus. Angelehnt an die Nationalflagge Japans (日の丸 / Hinomaru) sind die Linien kreisförmig um dieses Zentrum angelegt. Dies folgt natürlich auch der geografischen Lage.

Zero Per Zero Tokyo Railway Map

Die Gestaltung ist ultramodern, greift aber auch traditionelle Elemente auf wie die Form der Tōkyō Bay.

Zero Per Zero Tokyo Railway Map Details

Die Karte von Ōsaka zeigt auch Kōbe, Kyōto, Nara und Wakayama. Die fünf Städte sind mit Ōsaka im Zentrum wie ein Oktopus angeordnet, was sich auf eine Spezialität der Region bezieht: Oktopusbällchen (たこ焼き / Takoyaki), die übrigens unglaublich lecker sind.

Zero Per Zero Osaka Railway Map

Man bekommt die Pläne in vier verschiedenen Größen. Als Poster (880 x 610) und als tragbare (518 x 370), handliche (375 x 260) und kleine Größe (190 x 170).

Bevor ich das nächste Mal nach Japan fliege, werde ich mir auf jeden Fall die Karten für Tōkyō und das Kansai-Gebiet besorgen. Ich bin überzeugt, dass sie mir die Orientierung sehr viel einfacher machen werden.

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first published at www.futurefire.de on 2010.01.16