Im zweiten Teil meiner detaillierten Betrachtungen japanischer Schriftarten, wende ich mich heute den zweitmeisten verwendeten Druckschriften zu. Sie werden für gewöhnlich als Überschriften, für Schilder und Autokennzeichen usw. verwendet.

Die Gothic-tai (ゴシック体 / ゴシックたい) entstanden in Anlehnung an unsere Groteskschriften, die damals im Englischen wegen des ähnlichen Helligkeitsgrades nach den gebrochenen Schriften als Gothic bezeichnet wurden.

Japanese Typography Close-up 2 Gothic

Die Gothic-Schriften besitzen im Gegensatz zu den Minchō-tai kaum einen Strichstärkenunterschied und keine serifen-ähnlichen Uroko. Ihre geometrischen Formen scheinen zunächst sehr konstruiert, bei einem genaueren Blick erkennt man jedoch, dass auch hier die Zeichen an den Endungen leichte Unterschiede zum sonstigen Strich aufweisen, der auf die frühere Pinselführung hindeutet. Manche Anstriche besitzen kleine Häkchen und die Striche werden zu ihrem Ende meist etwas dicker.

Die Kana besitzen hier aber abgesehen von ihrer ureigenen Form kaum einen Unterschied zu den Kanji.

Die Gothic-Schriften lassen sich noch einmal unterteilen: Es gibt die eckigen 角ゴシック体 (かくごしっく / Kaku Gothic-tai / Bedeutung: eckige Gothic) und ihre abgerundete Form, die 丸ゴシック体 (まるごしっくたい / Maru Gothic-tai / Bedeutung: runde Gothic). Letztere wird seltener genutzt.

Japanese Typography Close-up 2 Gothic

Zum Abschluss auch heute wieder ein Link: Die Flickr-Gruppe Japanese Topography. Für die richtig guten Bilder muss man zwar etwas suchen, nichts desto trotz aber eine geniale Sammlung.

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first published at www.futurefire.de on 2010.02.05