Hiroshima. Acht Jahre ist es her, dass ich dort zum ersten Mal war. Vor ein paar Tagen bin ich – diesmal alleine – noch einmal hingefahren um den Friedenspark und das Friedensmuseum erneut zu besuchen. Wie man sich denken kann, war das ziemlich bewegend. Obwohl ich wusste, was auf mich zu kommt, hat mich vor allem der Besuch des Museums so wie des mir bis dato unbekannten Denkmals für die Opfer des Atombombenabwurfes ziemlich mitgenommen. Das Leid einer ungreifbaren Masse bekommt plötzlich ein Gesicht – Einzelschicksale lassen sich verstehen und der allumfassende Schmerz wird ganz plötzlich erfassbar. Ganz eindeutig ist es kein Ort, den man ohne die Möglichkeit einer Schulter zum anlehnen besuchen sollte…

An dieser Stelle möchte ich mich nun aber – an meinen alten Artikel zu diesem Thema anknüpfend – mit den Origami-Kranichen beschäftigen. Um noch einmal zu erinnern: Die gefalteten Kraniche haben Japan- und weltweit durch das Mädchen Sadako Aufmerksamkeit erhalten. Sie erkrankte Jahre nach der Katastrophe an Leukämie und versuchte, bevor sie daran starb, sich durch das Falten von Kranichen den Wunsch zu erfüllen, weiter leben zu können. Ihr zu Ehren wurde im Friedenspark ein Kinderdenkmal errichtet, um das herum gespendete Kraniche ausgestellt werden.

Origami Cranes in Hiroshima 2010

Diese sind zumeist nicht auf den ersten Blick als solche erkennbar, sondern werden zu langen Schlangen oder zu Bildern zusammengefasst. Es ist immer wieder berührend wenn man sich bewusst macht, wie viel Arbeit von so vielen Händen darin steckt.

Origami Cranes in Hiroshima 2010

Eine für mich (und hoffentlich auch viele andere) interessante Entdeckung machte ich, als ich mir die Enden der langen Kranich-Reihen ansah. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dort die Papiervögel gerne einfach abfallen, weil das Papier reißt. Die Lösung ist derart einfach: Man beginnt die Schnur mit einem kleinen Gegenstand und fädelt erst dann die einzelnen Elemente auf. Dabei ist der Phantasie keine Grenze gesetzt: Perlen, Knöpfe, Stücke von Strohalmen, Seidenbänder, kleine Kartonecken…

Origami Cranes in Hiroshima 2010

Abschließen möchte ich diesen kleinen Beitrag nun mit zwei weiteren Fotos. Das erste zeigt den goldenen Origami-Kranich, der im Kinderdenkmal hängt und vermutlich (und hoffentlich – dürfte eine Heidenarbeit sein) nicht wie seine Vorbilder aus Papier gefaltet wurde. (Wurde er nicht, dass sieht man.)

Origami Cranes in Hiroshima 2010

Und hier sieht man einige der kleinen Kunstwerke von Sadako selbst. Sie sind im Friedensmuseum zu betrachten und erstaunlich klein und fein. Es ist interessant zu sehen, welche Muster sie haben. Man sieht, dass die Kraniche nicht aus klassischem Origami-Papier wie wir es heute kennen gefertigt sind, sondern aus Zellophan verschiedenster Verpackungen.

Origami Cranes in Hiroshima 2010

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first published at www.futurefire.de on 2010.07.30