Tenugui haben mich in ihren Bann gezogen. Dieser Eintrag ist nun der dritte über diese japanischen Baumwollhandtücher, und er wird sicher nicht der letzte sein. Und ganz offensichtlich erfreut sich dieses Tuch in Japan aktuell großer Beliebtheit. In Kyōto stößt man teilweise auf Tenugui-Läden im Minutentakt. Aber auch andernorts, wo man sich weniger erwartet, liegen sie wie selbstverständlich zwischen anderen Produkten. Und bei weitem nicht alle davon verbleibten bei traditionellen Mustern. Drei Designs, die den Sprung in die heutige Zeit gewagt haben, stelle ich nun vor.
Yayoi Kusamas Kürbis
Das erste wird in den Shops der Bennesse Art Site Museen auf Naoshima verkauft. Es ist von der Künstlerin Yayoi Kusama (草間 彌生) gestaltet. Auf Naoshima stehen zwei riesige Kürbisse von ihr mit typischem gepuntetem Muster. Einer davon ist rot und begehbar und steht am Hafen. Der zweite ist hier abgebildet und steht auf dem Gelände der Museumsanlage.
Auf dem Tenugui sind nun verschiedene Kürbisse abgebildet und in ein Netzmuster eingefasst – ein für die Künstlerin ebenso typisches Gestaltungselement. Farblich verbleibt das Tuch bei seiner Vorlage.
Abgerundet wird dieses Souvenir mit einer Signatur. Eine sehr schöne Art sich günstig ein wenig japanische Kunst mit nach Hause zu nehmen.
Hello Pirate Kitty
Neben der traditionellen japanischen Ästhetik assoziiert man mit dem Land vorallem das übertrieben Niedliche. Und Hello Kitty kennt da jeder. In typischem pinkrosa Quitsch erfreut sie weltweit Mädchen jeden Alters. Dieses Tenugui fiel mir in einem Souvenirladen in Kyôto in die Hände. Auch bei traditionellen Tüchern findet man diese gestreuten Muster und auch düstere Motive sind nicht wirklich unüblich. DAS Symbol japanischen Kitsches verbunden mit schwarz-weißer Piratenflaggen-Optik erwartet man jedoch nicht unbedingt.
Absolut ungewöhnlich ist allerdings, dass dieses Piraten-Tuch ein Etikett besitzt. Scheinbar ist es für die Firma Sanrio besonders wichtig, dass auch wirklich jeder weiß, dass es sich hier um eine Hello Kitty handelt.
Und damit man weiß, was man mit einem Tenugui so alles machen kann, besitzt dieses eine Banderole mit Vorschlägen – wie wäre es zum Beispiel mit einer Decke aus Tenugui, einem Taschentuch oder Bandana?
Blutig mit dem Gloomy Bear
Noch ein wenig morbider ist dieses Tuch der Firma Fewmany aus der Reihe FEWMANY X ARTIST TENUGUI. Es zeigt die Figur „Gloomy Bear“ des Designers Mori Chack – ein pinker Grizzly, der Menschen verletzt und frisst. Das Ganze kann man sich bei diesem Design gleich auf manigfaltige Weise betrachten.
Das Motiv ist für manch einen sicherlich gewöhnungsbedürftig, unter Liebhabern aber sicherlich ein absoluter Hit.
Im Kontrast von Weiß, Rosa und Rot verschwimmen die Figuren zum Teil im Abstrakten. Meiner Meinung nach eine durchaus gute Gestaltung und ein weiteres Beispiel für die Übertragung moderner Motive auf dieses alte Medium. Eindeutig mögen nicht nur traditionsbewusste Japaner ihr Tenugui.
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first published at www.futurefire.de on 2010.12.07