… irgendwie. Bis auf einen Tag mit richtigem Herbstwetter, also kalt und windig und nass und mit Pfützen überall, ist es einfach nur nicht mehr ganz so warm und schwül wie noch vor zwei Wochen. Bei angenehmem 24° C im Schatten Sonnenwetter und dem Bedürfnis abends gelegentlich etwas Langärmliges anzuziehen hat also der japanische Herbst begonnen und ich kehre zurück zu den traditionellen Mustern.

Japanese Pine Needle Pattern

Es gibt zahlreiche Herbstmotive wie rote Ahorn- und gelbe Ginkoblätter oder Eicheln und Kastanien, wie im Ausschnitt dieses wundervollen Tenugui, das unlängst in meine Sammlung aufgenommen wurde, zu sehen ist:

Japanese Autumn Pattern Tenugui

Der Oktober-Header konzentriert sich jedoch allein auf Kiefernnadeln, japanisch Matsuba (松葉 / wörtlich ›Kiefern-Blätter‹), die als Symbol für diese Jahreszeit sowohl wie hier in Kombination verwendet werden, aber auch alleine stehen können.

Autumn Welcome with Sakura and Pine Needles

Auf diesem Schild, auf dem ようこそ / Willkommen geschrieben steht (das Wort unten in Rot ist 京都 / Kyōto), finden sie sich im Zusammenspiel mit für den Frühling stehende Kirschblüten. Der Tempel 三光院 / Sankōin in 武蔵小金井 / Musashi-Koganei nicht weit von meinem momentanen trauten Heim begrüßt so seine Gäste am Eingang zum Speiseraum, in dem wir mit dem Kurs ›contextual studies‹ vorzüglich mit vegetarischer saisonaler Küche verköstigt wurden.

Japan Autumn Marple Leaf and Pine Needle

Diese Herbstimpressionen stammen dem kleinen, feinen, dazu gehörenden Garten.

Japanese Autumn Decoration

Neben den natürlichen Zeichen darf natürlich aber auch die Dekoration nicht fehlen, die uns vieler Orts vor Augen führt, dass eine neue Jahreszeit begonnen hat – sei es beim Immobilienmarkler (links) gegenüber des Haupteingangs der Musabi oder im örtlichen Supermarkt, hier (rechts) zu sehen die Ecke mit japanischen Süßigkeiten, 和菓子 / Wagashi.

Japanese Autumn Wagashi

Auch diese richten sich selbstverständlich nach der Saison und adaptieren farblich wie inhaltlich ihre Zeichen – sei es als Süßkartoffel, Kastanie oder Kaki-Frucht – eines leckerer als das andere.

Und es gibt ein Gericht, das meine Geschmacksknospen ebenfalls verwöhnt: Eintopf, hier Nabe / 鍋 genannt, das bedeutet einfach ›Topf‹. So wie man in deutschen Supermärkten Suppengrün bekommt, kann man hier seit Herbstbeginn Mischungen aus frischen Zutaten kaufen, die allerdings weit spektakulärer sind, wie dieser 海鮮ちゃんこ鍋 / Kaisen-Chanko-nabe. 海鮮 / Kaisen bedeutet ›Meeresfrüchte‹ und ちゃんこ鍋 / Chanko-nabe ist ein klassisches Sumō-Gericht, mit dem Gewicht zugelegt wird, was ich für meine Figur bei der geringeren Menge mal nicht hoffen möchte.

Japanese Nabe

Das Schöne ist, man kann ihn frisch kochen ohne viel Mühe: Die Zutaten in den Topf, die mitgelieferte Brühe dazu, Wasser drauf und in ein paar Minuten durchkochen lassen.

Japanese Nabe

So viele leckere Zutaten, ohne, dass man große Mengen kaufen müsste, die man dann doch nicht alle essen kann – Chinakohl, Lauch, Karotte, etwas Tofu, ein Fischbällchen, zwei Sorten Fisch, eine Garnele und zu meinem größten Vergnügen noch Mochi dazu. So kann man den Herbst in vollen Zügen genießen!!

……………………

first published at www.futurefire.de on 2011.10.09