Im Januar habe ich bereits in ›Die Farben des Japanischen Regenbogens‹ über die traditionelle Farbwelt Japans geschrieben. Das Thema lässt mich nicht los, so Vieles gibt es noch zu entdecken und zu verinnerlichen. Heute möchte ich zwei weitere Bücher über japanische Farben vorstellen, die sich vor Kurzem zu meiner Bibliothek gesellt haben.
Beide sind beim PIE Books Verlag erschienen, von dem auch das große Farbbuch stammt, von dem ich bereits erzählt habe. Sie beinhalten keine Farbkataloge sondern ausgewählte Farbtöne in angewandter Form. Das erste ist aus einer Reihe von Werken, die sich mit Kimonostoffen und ihren Farben beschäftigen, bei dem zweiten handelt es sich um ein Postkartenbüchlein.
Kimono to Nihon no Iro
›着物と日本の色 — 着物で綴る日本伝統色 — Kimono and the Colors of Japan — Kimono Collection of Katsumi Yumioka‹ [Kimono to Nihon no Iro — Kimono de tsuzuru Nihon no Dentou-shoku / Kimonos und die japanischen Farben — Kimonos zugeordnete japanische traditionelle Farben] ist ein 240 Seiten starkes Paperback-Buch mit wunderschönem Umschlag. Wie auch der Farbkatalog des Verlags ist es auf Japanisch / Englisch und die Namen der Farben sind in Kanji, Hiragana, Romaji und auf Englisch (auch hier nicht deckungsgleich zur japanischen Bezeichnung) wiedergegeben. Die behandelten Farben sind in neun Farbgruppen sortiert: Rot, Grün, Rosa, Blau, Braun, Lila, Gelb, Schwarz & Weiß sowie Gold & Silber.
Zu Anfang jeden Kapitels werden einige Farben wie hier abgebildet intensiv betrachtet. In wunderschön gesetzter Typografie erhält man zweisprachig detaillierte Informationen zu den vorgestellten Farben. Man erfährt etwas über den Urspung des Farbnamens, die Geschichte und Verwendungen des Farbtons und immer wieder gibt es Erklärungen, wie die Farbe ursprünglich hergestellt wurde. Illustriert sind sie jeweils mit imposanten Fotos ausgewählter Kimonos, die veranschaulichen, in welcher Pracht die Farben erstrahlen können. Am Ende jedes Abschnitts folgen weitere der Farbgruppe zugeordnete Kimono-Bilder. Beim Durchblättern des Buches erhält man auf wunderbare Weise sowohl ein Gefühl für die traditionellen Farben als auch für Japan-typische Muster.
Man kann sich nicht satt sehen, was wohl auch der Grund dafür sein wird, dass es nicht nur dieses eine Buch, sondern noch drei weitere Werke der Reihe ›Kimonos und die japanischen Farben‹ gibt. Das zweite Buch der Serie befasst sich mit Sommerkimonos, das dritte mit Kinderkimonos und das (bisher) letzte konzentriert sich auf die Obi – die ebenso prachtvollen, breiten Gürtel, mit denen die Kimonos zusammen gehalten werden. Ich habe keinen Zweifel, dass man auch in den weitern Büchern unglaublich viel Neues entdecken kann. Es dürfte sich also lohnen einen weiteren Band (oder mehrere) anzuschaffen, die bei uns über Amazon für 27,99€ zu erstehen sind.
Die Qualität der Bücher ist ausgezeichnet. Die Seiten sind auf dickerem Papier mit sehr präzisen Farben gedruckt. Und dann ist auch noch Betrachten der Seiten ein besonderes Vergnügen: Sie sind aus gestrichenem Papier, das einen schimmernden Glanz besitzt, der an die seidigen Stoffe der Kimonos selbst erinnert. Ein wahrer Augenschmaus!
Iro no Hagaki
Das Postkartenbüchlein trägt den Titel ›いろのはがき — A Postcard Book of Japanese Colors‹ (der japanische Titel bedeutet schlicht ›Farb-Postkarten‹) und beinhaltet 24 Karten mit schlichten Illustrationen typisch japanischer Motive zu je einer Farbe, die auf der Vorderseite mit ihrem japanischen Namen in Kanji und auf Englisch (auch hier wird die englische Bezeichnung und keine Übersetzung verwendet) verzeichnet ist. Auf der Rückseite kann man weitere Erläuterungen auf Japanisch und Englisch über die Farbe einsehen, die denen im oben vorgestellten Buch ähneln. Es wird einem also nicht nur einfach eine hübsche Farbe vorgesetzt, sondern man erhält auch Hintergrundinformationen.
Auch dieses Werk ist ein Ideen-Geber. Farben nehmen Formen an, Vorstellungen entwickeln sich. Man blickt nicht nur auf eine Reihe unkommentierter Farbschattierungen, sondern erhält stärkere Impulse. Natürlich kann man die Postkarten aus mattem Karton auch heraus trennen und als einfach schöne Ansichten anderen Menschen zukommen lassen.
Zum Abschluss sollte noch erwähnt sein, dass beide Bücher neben all den interessanten Informationen keine Angabe von Mischungsverhältnissen für CMYK, RGB und so weiter enthalten. Möchte man sie also aktiv nutzen, muss man in einem der anderen Bücher nachschlagen, was aber in Anbetracht der ausführlichen Benennung keine Schwierigkeiten ergeben sollte. Ich halte beide Werke für keine Must-Haves, aber sie ermöglichen ein wunderschönes Abtauchen in japanische Farbwelten auch bei sich zuhause.
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first published at www.futurefire.de on 2010.05.15