MUJI ist bekannt dafür, sich in höchstmoderner Weise auf die traditionelle Schlichtheit Japans zu beziehen. Mit dem Konzept von „Found MUJI“, die Welt nach dem jeweils perfekten lokalen Produkt abzusuchen, im Gepäck, ging es nun aber in das benachbarte China auf Design-Expedition. Getreu dem proklamierten Motto „Wir bei MUJI `erfinden` nicht, wir `finden` um den Wert des Gewohnten zu erhalten“ ließ man sich auf den Straßen von altbewährten Gebrauchsgegenständen inspirieren. Im Herbst letzten Jahres brachten sie dann mit ›Found MUJI 中国編‹ (Found MUJI Chuugoku-hen / Found MUJI China Edition) das Resultat dieser Forschungsreise auf den heimischen Markt: Produkte, die in der Tat chinesische Assoziationen wachrufen – ohne dabei aus der MUJI-Ästhetik heraus zu fallen.

Found MUJI 中国編 2010 Flyer

Diese exklusive Reihe wurde nur in zwölf MUJI-Läden im Zeitraum vom 17. September bis 7. Oktober und im japanischen Onlineshop vertrieben, wo sie wie es aussieht auch heute noch zu kaufen sind. Ich hatte das Glück in diesem Zeitraum in der Filiale im Kaufhaus Matsuzakaya in Ginza / Tōkyō darauf zu stoßen. Der chinesische Ursprung ist den Artikeln sofort anzumerken und ich war hingerissen.

Found MUJI 中国編 2010

So fanden dieses Buch und die zwei Schälchen ihren Weg in meine heimischen, deutschen Gefilde. Es lohnt sich, die Produkte dieser Reihe einmal näher zu betrachten.

青白磁 / Aohakuji / Blauweißes Porzellan

In zehn unterschiedlichen Größen und Formen fand eine Porzellankunst Einzug, die vor rund 1.000 Jahren in der Nördlichen Sang-Dynastie (960–1128) entwickelt wurde.

Found MUJI 中国編 2010

Die türkis-transparente Glasur sammelt sich beim Brennen in unterschiedlicher Konzentration auf dem weißen Porzellan und gewinnt dabei einen jade-ähnlichen Charakter.

Found MUJI 中国編 2010

Ich habe mich für diese zwei flachen Schalen entschieden (die hintere besitzt wie auf den vorigen Fotos zu sehen, einen größeren Durchmesser). Es gibt jedoch auch trichterförmig zulaufende und Schüsseln mit Sockel, die wie alle anderen Produkte im Internetshop zu sehen sind.

ベンチ / Benchi / Bank

Bei dem zweiten Produkt handelt es sich um eine solide Holzbank. Sie hat in zwei Größen Einzug in die Kollektion gefunden.

Found MUJI 中国編 2010

Hier kann man sehen, wie ein einfacher, am Wegesrand entdeckter Gebrauchsgegenstand zu einem Designerstück werden kann.

手編みシリーズ / Teami-shiriizu / Handgehäkelte Serie

Die Vorlagen dieser gehäkelten Taschen und Beutel in Navyblau, Blau-Weiß oder Braun werden in Peking verkauft.

革のノート / Kaku no Nōto / Ledernotizbuch

Dieses Buch aus braunem Kraftpapier mit Umschlag aus weichem Rindsleder hat mich neben dem oben genannten Pozellan am meisten an China erinnert.

Found MUJI 中国編 2010

Buchblock und -cover sind auf das kleiche Format geschnitten. Es ist ziemlich dick und besitzt durch die Kombination des einfachen Papiers und des edleren Umschlagmaterials eine interessante Eleganz.

Found MUJI 中国編 2010

Dennoch ist es für einen Gebrauch geeignet, der eine stärkere Abnutzung erlaubt, da das hier zu sehene helle Leder (das ebenfalls erhältliche dunklere Leder ist fester) nicht sehr stark ist.

業務食器 / Gyōmi-Shokki / Gewerbe-Essgeschirr

Dieses weiße Geschirr wird im gewerblichen Kontext genutzt, da es wegen seiner dicken Ränder besonders robust ist. Dazu gehören schwarze, chinesische Essstäbchen.

豆乳の器 / Tōnyū no Utsuwa / Sojamilchschale

In China isst man Sojamilch mit Zucker zum Frühstück, in die frittiertes Brot hinein getunkt wird. Man kann sie aber auch mit Frühlingszwiebeln und Sojasoße essen. Dafür gibt es Schalen mit Porzellanlöffel, die im Onlineshop von MUJI unter eben genanntem Geschirr zu finden sind.

ポリプロピレンスツール / Poripuropiren-Sutsūru / Polypropylen-Hocker

Bei dem letzten Produkt dieser Reihe handelt es sich um einen weiteren Hocker. Er ist weiß, aus Plastik und zusammensteckbar und wurde vor Buden und Ladenfronten gesehen.

Bedenkt man die lange Tradition, in der Kulturgüter aus China in Japan Einzug erhalten haben, verwundert es nicht, dass sich chinesische Gebrauchsgegenstände in die MUJI-Ästhetik übertragen lassen. Es wäre spannend zu sehen, wie sich Dinge aus Ländern umsetzen lassen, die weniger Gemeinsamkeiten mit Japan haben. Wie sähe das zum Beispiel mit Europa aus? Mir fiele da Emaille-Verarbeitung ein… aber welche Traditionen würden japanische Designer hier entdecken? Ich würde mich freuen, wenn das ›Found MUJI‹ Konzept weitergeführt werden würde und verbleibe gespannt.

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first published at www.futurefire.de on 2011.02.21